Jay-Z "Minority Report"

Heute beginne ich eine Reihe von Artikel zu Jay-Z. Der US-amerikanische Rapper ist einer der produktivsten Vertreter des Genre und den meisten Berichten nach auch der finanziell erfolgreichste.

Warum das so ist, möchte ich anhand einiger ausgewählter Songs darstellen.

Ich beginne mit einem Song, den er auf seinem Album "Kingdom Come" von 2006 veröffentlichte. Ich entscheide mich damit nicht für einen seiner Greatest Hits oder seinen ersten oder letzten Song. Wohl aber für einen seiner explizitesten, einen seiner politischsten.

Jay-Z Minority Report
Jay-Z Minority Report


Der Song "Minority Report" beginnt und endet mit Ausschnitten aus Nachrichtensendungen - Kathrina ist über New Orleans hinweggespült und das Krisenmanagment der USA versagt auf ganzer Linie. Die Stimmen der Interviewten sagen: "There are an uncounted number of the dead tonight.", "We are desperate", "We need help, we *really* need help!".

Dann beginnt Jay-Z mit seinem Rap und man hört im Hintergrund den Regen hinter dem Beat. Er erklärt die Situation der Leute - spricht darüber, wie arm sie schon vor dem Hurrikan waren, dass sie nicht des Plündern willen plündern, sondern weil sie es müssen.
Er lässt einen Vers über die Medienhelikopter ab, die zwar nah genug herankommen um schreckliche Bilder zu schießen, es aber nicht schaffen, nah genug heran zu kommen um den Menschen zu helfen. Die selbe Kritik bekommt dann auch der "Commander in Chief" - also der President of the United States of America George W. Bush - ab. "Didn't stop, though he had a couple of seats".

So weit ist es für mich kein besonderer Song - die Fakten sind bekannt und ein wenig Bush-Bashing ist ja in. Spannend wird es ab Minute 2:10. Jay-Z spricht jetzt über sich selbst und seine Rap-Kollegen.
"Sure I ponied up a mill, but I didn't give my time - So in reality I didn't give a dime, or a damn !" - und mit dieser Selbskritik trifft er einen Punkt, den ich nur unterstreichen und nachfühlen kann. Viele Menschen spenden ihr Geld, was gut und wichtig ist, und beruhigen sich damit selbst. Oft wäre den Menschen weit mehr geholfen, wenn man tatsächlich anpacken würde. Sich engagieren und vor Ort unterstützen - nicht unbedingt am Ende der Welt, aber auch gern mal daheim.

Um diese Aussage noch zu unterstreichen kommt jetzt ein schöner Einspieler, in dem Ne-Yo melodisch singt: "So you send a lil' money, tell 'em it's alright, to be able to sleep at night, you will pay that price, but some of these folks just lost their homes and their lifes."

Noch ein paar weiteren Sekunden kommen wieder die Nachrichteneinspieler und ein kleiner, weicher Beat.


Den Song hörte ich zum ersten Mal, als die Erinnerungen an die Fernsehbilder vom New Orleans Superdome noch frisch waren und ich habe sofort begriffen, worum es Jay-Z ging. Wirklich beeindruckend fand ich die Offenheit und den Mut, nicht nur über andere zu rappen und den Zeigefinger zu erheben, sondern sich auch an der eigenen Nase zu fassen und aufzuzeigen, dass fast jeder einfach zum eigenen Leben zurückkehren möchte und für sein Gewissen ein paar Euro spenden geht.
Jay-Z ist hier sogar noch etwas konsequenter und nennt seine Kollegen und sich "silly rappers", die bei MTV ihre Festungen herumzeigen und dabei die Armen vergessen.

Hier noch ein Link zum Song bei YouTube, für alle, die es sich auch anhören wollen...

This article was updated on 12 April 2009