Reviews (95)

Wir waren unsterblich

In letzter Zeit habe ich das Erstwerk von Jushua Ferris gelesen. Es trägt den Titel "Wir waren unsterblich" und erzählt Geschichten aus einem Büro. Das Buch beschäftigt sich mit dem Mikrokosmos des Büro und der dominanten Fauna: der Büromensch. In vielen kleinen Geschichten, die kompliziert miteinander verwoben sind, erzählt Ferris, wie man sich im Alltag austauscht, wie lästig die Arbeit ist und wie wenig man darauf verzichten kann, hin zu gehen um sich gut (oder zumindest überhaupt) zu unterhalten. Der eigensinnige Humor, der immer zwischen Zynismus, Sarkasmus und einfacher Schadenfreude schwankt durchzieht das gesamte Buch und muss nur stellenweise einer bedrückender Traurigkeit oder echter Bestürzung weichen. Ich kann das Buch all jenen ans Herz legen, die mindestens zwei Jahre in einem Büro gearbeitet haben (vorzugsweise Großraum oder Cubicles) und sich über die vielen verschiedenen Charaktere an den Schreibtischen gewundert haben.

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Die Welle

Und schon wieder Kino! Ja, im Moment vertreibe ich all zu viel Zeit mit Filmen und der Geldbeutel sieht das auch nicht immer gern. Andererseits lohnt es sich meist, wie auch beim heutigen Film: "Die Welle" Wie immer gilt... wer wissen will warum, wieso, weshalb - klickt auf weiterlesen. Jeder, der/die nach 1981 dort war, sollte die Story aus der Schule kennen: Lehrer führt seiner Klasse vor, wie man eine kleine Diktatur errichtet, alles läuft aus dem Ruder und er muss es abbrechen. Erschreckend daran ist wohl, dass es wirklich passiert ist. Meine Mitguckerin meinte: "Ich mag keine Filme, deren Ende ich schon kenne." Dieser Kritik kann ich mich schlecht verschließen, muss aber sagen, dass es trotzdem unglaublich gut umgesetzt ist. Die einzelnen Schritte von der chaotischen Klasse hin zur gleichgeschalteten Bewegung erscheinen logisch, wenn auch einfacher als im Buch. Die Bilder sind deutlich und schön, es gibt sogar ein…

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Kein Bund fürs Leben

Nach der Empfehlung einer Freundin habe ich mir diese Woche den Film "Kein Bund fürs Leben" angeschaut. Obwohl der Film bei Filmstarts.de nicht mal eine richtige Kritik wert war, stellt er für mich eine schöne Abwechslung dar. Ganz zu schweigen vom Wiedererkennungswert der Charaktere und Sprüche aus meiner eigenen Zeit beim Bund. Was euch erwartet, wenn ihr den Film auch anseht, findet ihr im vollen Artikel. Der Film beginnt, wie es sich gehört, mit der Musterung - und das meint auch und besonders den Teil mit dem Husten. Der Hauptcharakter "Basti" möchte nicht zum Bund und auch auf Zivildienst hat er keine Lust, also versucht er Alles um sich ausmustern zu lassen, was gehörig daneben geht. Wenig später findet sich Basti in der Kaserne wieder und hat, durch widrige Umstände, mächtig Ärger am Hals. Er soll nicht nur bei den Sanitäterinnen gespannt, sondern auch noch deren getragene Unterwäsche geklaut haben.

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Michael Clayton - Ein Film für Cineasten

Gestern habe ich mir "Michael Clayton" angesehen - den aktuellen Film von George Clooney. Neugierig war ich durch den Trailer und die exzellente Kritik bei Filmstarts.de. Der Trailer versprach Action und die Kritik versprach geistreiches Kino. Warum ich finde, dass der Film nicht für Jeden geeignet ist und was ich dem Trailer übel nehme, erfahrt ihr im Rest des Berichtes. Zuerst zur Story: Die verschiedenen moralischen Konflikte des Lebens werden in Michael Clayton angerissen - von Karriere vs. Familie über Freundschaft bis zum Kernthema des Films: Moral oder Brötchen auf dem Tisch? Wer schon ein paar Jahre gearbeitet hat, kennt das Dilemma wahrscheinlich selbst: soll ich einfach die Klappe halten und meine Arbeit tun, oder sollte ich zu meinen moralischen Überzeugungen stehen und damit mein geregeltes Gehalt gefährden? Ich hoffe, dass ihr noch nie so schwere Entscheidungen treffen musstet wie der Titelheld: er weiß, dass ein Klient seiner Firma ziemlich…

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Filmempfehlung: Ghosts of Cité Soleil

Ich habe heute in der Videothek spontan einen Film gegriffen und kann diesen einfach nur empfehlen. Filmposter Cite Soleil Worum es darin geht und wer den Film sehen sollte, erfahrt ihr im vollständigen Bericht .     Bei "Ghosts of Cité Soleil" handelt es sich um einen Dokumentarfilm aus Haiti. Wer sich erinnert, weiß, dass 2004 die Regierung um Jean-Bertrand Aristide von Rebellentruppen gestürzt wurde und es zu wochenlangen Ausschreitungen und Kämpfen kam. Zu genau dieser Zeit drehte ein dänischer Filmemacher mitten in den Slums Haiti zwischen jenen Banden, die als Chimären bekannt sind. Diese Gangs wurden angeblich von Aristide angestiftet um Oppositionelle zu töten oder einzuschüchtern. Der Film zeigt die Geschichte der beiden Brüder Bily und 2Pac, die als Bandenführer inmitten von Cite in dieser Zeit der Gewalt leben und lieben. Die beiden sind völlig verschieden und doch gleich. Während 2Pacs Herz für HipHop schlägt und er ist gegen…

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Jay-Z "D'evils"

Der zweite Song von Jay-Z, den ich beleuchten möchte ist "D'evils", welchen er im Sinne von "The evils" - "die Bösen [Dinge]" ausspricht. Gleichzeitig ist es das englische Wort für Teufel (Mehrzahl) - er spricht also über wirklich üble Sachen. Das Lied stammt von seinem Debütalbum "Reasonable Doubt" von 1996 und ist ein Beispiel für seinen textlastigen Rap mit leichter Baseline und eingängigem Beat. Wer mehr über den Text erfahren mag, kann weiterlesen. Das zentrale Thema des Lieds sind die Versuchungen des Lebens und im Kontext von Jay-Z des Lebens als Gangster auf den Straßen New Yorks - den "mean streets" wie er es sagt. Schon in der ersten Strophe setzt er sich mit dem Urteil auseinander, dass der Weg in die Kriminalität der Leichte sei, Menschen sich also nicht anstrengen wollten, wenn sie ins kriminelle Milieu abrutschen. Seine Worte dafür sind: "Whoever said illegal was the easy way out couldn't…

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Jay-Z "Minority Report"

Heute beginne ich eine Reihe von Artikel zu Jay-Z. Der US-amerikanische Rapper ist einer der produktivsten Vertreter des Genre und den meisten Berichten nach auch der finanziell erfolgreichste. Warum das so ist, möchte ich anhand einiger ausgewählter Songs darstellen. Ich beginne mit einem Song, den er auf seinem Album "Kingdom Come" von 2006 veröffentlichte. Ich entscheide mich damit nicht für einen seiner Greatest Hits oder seinen ersten oder letzten Song. Wohl aber für einen seiner explizitesten, einen seiner politischsten. Jay-Z Minority Report Der Song "Minority Report" beginnt und endet mit Ausschnitten aus Nachrichtensendungen - Kathrina ist über New Orleans hinweggespült und das Krisenmanagment der USA versagt auf ganzer Linie. Die Stimmen der Interviewten sagen: "There are an uncounted number of the dead tonight.", "We are desperate", "We need help, we *really* need help!". Dann beginnt Jay-Z mit seinem Rap und man hört im Hintergrund den Regen hinter dem Beat. Er…

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Godzilla meets Blair Witch Project

Ich war eben in der Spätvorstellung von "Cloverfield" und würde jetzt hier nicht sitzen und schreiben, wenn ich den Film durchschnittlich gefunden hätte   Wenn ihr wissen wollt, warum ich den Film 'sehr gut' finde, solltet ihr weiterlesen.  Wie der Titel schon sagt, ist Cloverfield eine Mischung aus Godzilla-Monsterfilmen und der Technik von "Blair Witch Project". Die Camcorder-Aufnahmen eines Hobbyfilmers sind ähnlich verwackelt und verschwommen, wie meine ersten Aufnahmen mit dem Handy (nur gibt es im Film auch noch Probleme mit dem Fokussieren). Da in Wirklichkeit Profis hinter der Kamera standen, kann man aber wesentlich besser erkennen, was los ist, als auf so manchem Geburtstagsvideo. In den ersten zehn oder zwanzig Minuten werden die Figuren eingeführt und man versteht, welche Spannungen zwischen ihnen herrschen, als dann das Monster in der Stadt auftaucht, beginnt eine wilde Flucht durch ein apokalyptisches New York, bei welcher keine Reminiszenz an den 11. September verpasst…

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Gabi in Action

Damit die Gabi nicht so verzerrt ausschaut, hier ihre Videos auf einer eigenen Seite... Gabi an der Strandbar  {flv}stories/WiiZocken/gabi_saft.avi{/flv} {flv}stories/WiiZocken/gabi_saft2.avi{/flv} Gabi versucht es mal mit Rhythmus  {flv}stories/WiiZocken/gabi_we_are_family.avi{/flv} Gabi vermöbelt Fabian {flv}stories/WiiZocken/FabianVsGabi_orig.avi{/flv}

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Keinohrhasen

Ich habe gestern "Keinohrhasen" gesehen, den aktuellen Film von Til Schweiger. Die Story ist schnell erzählt: Schmierenblatt-Reporter Ludo versucht Fotos zu schießen und geht dabei zu weit. Bei der anschließenden, gerichtlichen Verhandlung wird er zu 300 Sozialstunden im Kindergarten verdonnert, wo er ausgerechnet Anna als Chefin vor sich hat. Anne wurde durch ihn in ihrer gemeinsamen Kindheit gehänselt und ist entsprechend sauer. Im Laufe des Films finden die beiden, trotz aller Widerstände, zueinander, bla bla bla. Kennt man ja. Aber der Film ist GUT. Die Gags sind dicht gepackt und die meisten davon sitzen auch noch. Wenn sich Rick Kavanian als Chefredakteur des BLATT über Ludo aufregt, oder die Freundin von Anna eine Anleitung zum Oralverkehr gibt, dann ist das einfach witzig. Sex ist denn auch ein vorherrschendes Thema des Films (so ganz neben der Liebe), was für mich auch unverständlich macht, warum der Film ab 6 Jahren freigegeben wurde.

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