Radio Rock Revolution [noch 17]

Eintrittskarte zu Radio Rock RevolutionSchon vor ein paar Tagen habe ich mir die 70er-Jahre-Rock'n'Roll-Love-Peace-and-Harmony-Komödie "Radio Rock Revolution".

Der Streifen beginnt mit einem Schnitt durch die musikalischen Gewohnheiten der Briten Ende der 60er. Da wird erzählt, dass man auf dem Höhepunkt des Brit-Pop ist, aber die staatliche BBC diese unmoralische Musik nicht spielt. Passend dazu sehen wir britische Familien, bei denen Klassik aus dem Radio dudelt.
Und dann der Schnitt - es ist die Zeit der Piratensender (Piratensender, Copyrightpiraten, Piratenbucht und Piratenpartei muss ich da denken...) - diese Anarchisten sitzen auf alten Booten kurz vor der britischen Küste und beschallen die Insel via Radiowelle mit Rock und Pop. Dann sehen wir wieder Szenen aus britischen Haushalten - aus dem Radio plärrt jetzt der gute alte Brit-Pop selig neben den Rock-Klassikern der Ära.
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Und dann beginnt der eigentliche Film - es geht um die Radiopiraten eines dieser Boote - der Captain hat trotz seiner laisser-faire Manier ein Auge auf die Finanzen, während das knappe Dutzend DJs echte Charakterköpfe sind - vom fetten Aufschneider über den verfilzten Hippie und dem neurotischen Außenseiter bis hin zum Cowboy. Die Jungs verwirklichen ihren Traum vom Leben - Rund um die Woche Radio machen, von Zeit zu Zeit eine Pubtour an Land und alle zwei Wochen kommt eine Bootsladung Frauen übers Wochenende zu Besuch - das motiviert natürlich.

Der Plot wird im Wesentlichen aus der Perspektive des Jungspunds Carl erzählt, der auf dem Boot zum Mann werden soll - Mama will es so. Manchmal schaltet die Kamera auch auf die Antagonisten der bunten Truppe und erzählt vom überzogenen Kampf des Establishments gegen diese unmoralischen Ausuferungen musikalischer Natur.

Wie bei einem solchen Filmtitel zu erwarten spielt Musik im Film eine große Rolle und die Score unterstreicht das noch - die Songs passen zumeist zur Handlung und gefallen als mehr oder weniger bekannte Perlen des Genre. Für mich war das natrlich ein wesentlicher Anreiz mir die guten anderthalb Stunden Zeit für diesen Film zu nehmen - ein bisserl steh ich halt auf diese alten Venylperlen.

Der Cast ist überzeugend und überdreht nur selten über das erträgliche Maß hinaus. Enttäuscht bin ich von Bill Nighy - er spielt seinen Charakter in wesentlichen Züge exakt wie schon Slartibartfast aus "Per Anhalter durch die Galaxis" - da wäre mehr möglich gewesen.

Besonders im Kopf geblieben sind mir die grandios-groovy Split-Screen Passagen, wenn ein Überblick über die Stimmung des Musikvolkes gezeigt wurde. Das war so wunderbar 70er-Jahre-Style, dass ich mich nicht satt sehen konnte - Detailaufnahme und dann auffächern - vier, sechs nein lieber acht einzelne Sequenzen in einem Bild - da lacht das Multithreading-Herz, da jauchzt der konzentrationsschwache Videogamergeist. Viel Flackern, viel Ehr - oder so.

Auf jeden Fall ist das Teil Wert meiner Sammlung beizutreten.


 

This article was updated on 22 März 2010