10th Splash Tag 2

Heute wird es wohl erst ab zehn so richtig interessant, wenn Curse auftritt. Daher relaxen wir bis da hin einfach etwas. Einige holen auch noch Schlaf der letzten Nächte nach. Um uns herum sind die Pavillons über Nacht noch seltener geworden, aber die Stimmung passt weiterhin. Der Wind pfeift sogar noch schlimmer als gestern. Dafür ist die Sonnen rausgekommen und zeigt uns hier und da, wie es sein könnte.
Ein neues Zelt ist auch schon gekauft und aufgestellt, als ich auftauche - diese Nacht musste noch gekuschelt werden, die nächste wird bequemer.
Kalter Badespaß
Einige ganz Harte lassen sich weder vom Wind noch vom Wellengang abhalten und stürzen sich in die kalten Fluten. Für die Sicherheit sorgt ein Schlauchboot mit Außenborder und zwei Typen in Rettungswesten. Das Bad ist angeblich sehr erfrischend, aber ich verzichte auf den Selbsttest - ich habe heute schon geduscht und fühle mich ganz frisch.
Hügel als Ausguck
Die Hügel dieses Expo-2000-Geländes werden nun reihenweise bestiegen und umgenutzt - Landschaftskunst wird interessant, wenn sie genutzt werden kann. Vornehmlich als Ausguck und prominente Flaggenmaste werden die Erdhügel jetzt verwendet, einige Mutige wagen jedoch auch einen Downhill-Run auf einem Ortseingangsschilds - cool und mutig, leider habe ich die Kamera nicht schnell genug zur Hand.

Auf dem Weg zum Innengelände sieht man jetzt an vielen Plätzen junge Leute sitzen, Bier trinken und einfach die Wege beobachten. Ich gaffe natürlich zurück und mache ein paar Bilder als Impressionen. Auf mich macht das alles den Eindruck eines Ferienlagers - die Leute sind friedlich und gut drauf.

Vor dem Eingang zum Innenbereich befindet sich die ganzen drei Tage über eine Shoutbox der Welthungerhilfe, die auch immer ein paar Leute fesselt, die sich ein paar Minuten amüsieren und dann weiter zum Gelände gehen. Die DJs, MCs und WEs (WhatEvers) rappenn, spielen Klassiker oder machen sonstwie auf sich und ihr Anliegen aufmerksam. Überhaupt erstaunt mich das soziale Engagement auf dem Splash! - überall stehen Boxen mit "Viva Con Agua"-Aufschrift. Dutzende Male am Tag wird dann von der Videoleinwand aus erklärt, was es damit auf sich hat. Es handelt sich um ein Projekt des 1. FC St. Pauli, der damit die Trinkwasserversorgung in Afrika unterstützen möchte. Um seinen Teil beizutragen kann man seinen Pfandbecher einwerfen und somit den Euro Pfand für das Projekt spenden. Einfach zu bedienen und daher auch spät Abends noch tauglich - das hat hoffentlich gut funktioniert und es ist ein schöner Betrag zusammengekommen.

Ritschie und ich sind dann beim Spaziergang im "Aruba Tent" gelandet, wo Flowin Immo seine Intro-Intim-Sessions abhielt. Der Mann kann echt gut Freestylen! Er wartete auf einen Interviewgast und hat uns und sich die Zeit vertrieben, indem er sich einfach sein Mikro schnappte und in Reimen auf uns einlaberte. Er bezieht dabei das Publikum bewusst ein und dies wurde ihm, wenn auch nicht gebührend, gedankt.
Ich habe mit vorgenommen, nächstes Mal mehr Zeit dort zu verbringen, wenn sich die Möglichkeit bietet.

 




Ganz kurzfristig wurde der Tag dann durch einen Kurzschauer getrübt - war es vorher nur windig und kühl gewesen, wurde es für zwei oder drei Minuten SEHR windig und nass. So nass, dass die Hosenbeine sogar unterm Pavillon nass wurden und ich einige bedauern muss, die zu dem Zeitpunkt nicht am Zelt waren um alles hinein und damit ins Trockene zu werfen.

Am frühen Abend sind wir dann wieder auf das Innengelände gegangen und durften uns von den Spezializtz erklären lassen, dass hier doch jede Menge Polizisten (liebevoll "Bullenschweine") zu finden seien - das kann ich überhaupt nicht bestätigen - die waren alle in Zivil unterwegs, falls da wirklich so viele waren.
Andererseits war das eine tolle Einleitung für "1, 2, 3 Bullenschweine", einen Song der Combo. Obwohl mir der Titel nicht so besonders zusagt, muss ich sagen, dass die Rhythmen sehr gut waren und der Beat einfach in die Beine ging.
Die Stieber Twins
Einer der Hauptacts an diesem Abend war dann "Curse", der als Mann in Weiß auftrat - Jacke, Hose und Schuhe komplett weiß, dazu seine Glatze, die im Scheinwerferlicht auch weiß wirkte - einprägsam. Seine Songs zeichnen sich durch gute Texte und leichte Beats aus. Curse hatte aber eine, oder sogar mehrere, Überraschungen für uns parat. Unter dem Namen "La familia" brachte er deutsche HipHop-Urgesteine mit sich auf die Bühne. Da präsentierten sich dann die Stieber Twins neben FastForward und Afro auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Die Jungs schwelgten denn auch in Erinnerungen und brachten zwei, drei neuere Songs auf die Ohren. Leider konnten offensichtlich nur die Wenigsten etwas mit den Namen anfangen und Curse fragte denn auch, wieviele von uns schon seit fünf Jahren HipHop hören - ich sehe eine ganze Menge Hände um mich herum. Dann die Frage, wer schon seit zehn Jahren HipHop hört, mit dem Zusatz, auf jeden Fall ehrlich zu sein - man sieht nur noch wenige Hände in der Umgebung und auch von der Bühne aus sind es wohl nicht viele. Als Gegenprobe fragt er dann auch noch nach den "Neuen", die erst ein Jahr HipHop hören und auch da gibt es Meldungen. Doch das ist Curse egal und er macht Allen klar, dass es nur wichtig ist, dass wir HipHop lieben und "im Herzen haben". Es geht nicht darum mitzusingen, sondern das zu Genießen. Ich gehöre übrigens in die ">10 Jahre" Kategorie.

 

Das Problem hatte der folgende Act nicht, Talib Kweli ist ein New Yorker Rapper, der eine super Show ablieferte und mit seiner Partnerin eine "Everybody"-Einlage in seine Shows einbaute und damit die Sympathie des Publikums für sich sicherte. Ich war auch persönlich begeistert und habe beschlossen, den jungen Herrn genauer im Auge zu behalten.

Zuletzt kam an diesem Abend dann "Redman" auf die Bühne, der auch noch "DJ Cool" im Schlepptau hatte und damit einen genialen Abschluss bildete. Immer in Erinnerung bleiben wird mir seine Aufforderung "FUCK REDMAN" zu rufen und seine anschließende Performance von "I'll bee dat!".
Auch hier merkte man wieder, wie jung das Publikum war - die Texte saßen bei den meisten Klassikern gar nicht. Ich kann an dieser Stelle nicht behaupten, alles gekannt zu haben, aber ich kannte doch viel mehr als dein Großteil des Publikums - es ist einfach noch präsenter als bei Anderen.
Bei "I got to clear my throat" waren dann aber wieder alle dabei - diesen Klassiker können auch die Jüngsten nicht wirklich verpassen. Dass ich das Teil mal Live erleben darf hätte ich nie gedacht und wenn man sich die Falten anschaut, wird es wohl auch nicht mehr ewig so weitergehen.

Nach diesem schönen Abschluss war es dann auch ein Leichtes mit einem wohligen Gefühl ins Bett zu gehen...

Weg vom Festivalgelände

This article was updated on 13 April 2008