Kreta-Urlaub
14.07.2007
Es ist kurz nach acht Uhr morgens und ich sitze im Zug nach München. Ich schlafe sehr schön, weil dies mein erster Urlaubstag ist und wir eigentlich viel zu wenig geschlafen haben. Trotzdem klappt es problemlos mit dem Umstieg in München-Ost, von wo aus wir in die S-Bahn Linie 8 einsteigen.
Dass wir auf dem richtigen Weg sind merkt man schon an der Anzahl von Urlaubern, die mit uns in Richtung Flughafen fahren.
Auf dem Flughafen kann ich dann neben der leichtfüßigen Glas-und-Stahl-Architektur auch ein Kunstwerk betrachten. Zwischen den Terminals findet sich ein etwa einen Meter hohes Podest in Form eines Halbmondes, welches mit Kunstrasen "bewachsen ist" - eventuell eine Hommage an das Olympia-Stadion?
Bevor wir zum Burger King für eine letzte deutsche Mahlzeit gehen und noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen geben wir unsere perfekt gepackten Koffer auf (Meiner übersteigt das Maximum um 100 Gramm).
Am Security Gate sorgen die Metallknöpfe meiner Hose für ein Signal und ich werde gleich mal ordentlich abgetastet und per Hand gescannt.
Unsere Boeing 757-300 können wir gegen 14:30 betreten und ich erlebe meinen ersten Start in den Himmel am Bildschirm - Condor hat eine Bugkamera und überträgt Start und Landung in den Passagierraum. Während der Film "Die wilden Hühner" später über diesen Bildschirm flackert, verschlafe ich noch die Alpen, Split, Albanien und Athen sowie die Insel Milos. Bei Kreta bin ich wieder wach und kann einen ersten Eindruck von der Insel gewinnen.
Sie wirkt irgendwie sehr rot-braun mit ein paar wenigen dunkelgrünen Flächen. Ich bin von den vielen Bergen überrascht, als unser Pilot uns auf den Ebene über Chania runter bringt.
Der Weg führt über enge Straßen an vielen neu gebauten oder halb-fertigen Häusern vorbei. Das wundert mich wenig, war doch alles um den Flughafen herum mit Plakaten bepflastert, die den Leser aufforderten sich hier ein hübsches Heim zu kaufen. Die meiste Zeit lese ich noch in meinem Buch - ich habe ja noch 14 Tage Zeit mir dieses trostlose Geröllfeld mit Bebauung anzuschauen.
Wir steigen zusammen mit einem Ehepaar jenseits der sechzig aus - fünf Sterne wollten sich wohl nicht alle leisten. An dieser Stelle sei gesagt, dass meine Freundin das Hotel prima ausgesucht hat und ich auf die fünf Sterne bestanden habe - schließlich machen wir viel zu selten gemeinsam Urlaub und sollten uns dann auch richtig verwöhnen lassen...
Nachdem wir uns kurz im Zimmer orientiert haben, gehen wir gleich essen, da wir das Abendessen noch miterleben wollen. Es gibt im Hauptgebäude zwei Restaurants - im Erdgeschoss gibt es ein Menü und ein kleines Buffet, im ersten Stock gibt es ein großes Buffet. Gepfeffert haben sich dann aber die Getränkepreise - ich zahle 4,20 Euro für einen halben Liter Wasser. Gezahlt wird per Unterschrift - die Rechnung kommt dann beim Auschecken.
Bevor wir ein wenig fern sehen und schlafen machen wir noch einen nächtlichen Strandspaziergang - die Geräuschkulisse des Meerrauschens ist genau so schön, wie der prachtvolle Sternenhimmel, welcher mich stark an meine Kindheit erinnert...
15.07.2007
Unser erster voller Tag auf Kreta beginnt mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet auf der Terasse des Restaurant "Kronos". Es gibt hier drei Mal Frühstück - Early Continental, American und Late Continental Breakfast. Wir sind beim größten, dem amerikanischen. Es gibt jetzt frische Mini-Crepe, Mini-Pfannkuchen, Spiegeleier, Rührei, Krapfen, gebratenen Speck und weitere warme, fettige Leckereien. Dazu kommt eine Ecke mit diversen Kuchensorten, einen Obsttisch, eine Kellogg's-Ecke, die obligatorischen Wurstplatten, Joghurts, Käse in allen Varianten. Wie bei scheinbar jeder Mahlzeit gibt es wieder frische Melonen. Morgens gibt es zusätzlich frische Orangenscheiben, Blutorange und Grapefruit. Der Kaffee wird in einer Kanne an den Tisch gebracht und die Kellner sind sehr flink, wenn es darum geht uns die Teller zu nehmen, sobald diese leer sind.
Nach dem Frühstück habe ich leichte Bauchschmerzen, aber das war bei mir auch zu erwarten. Wir gehen jetzt ins Untergeschoß in einen der Konferenzräume, wo sich in den ersten drei Stuhlreihen etwa ein Dutzend deutscher Neuankömmlinge sammelt und sich eine "Ferien-Informations-Runde" anhören - faktisch heißt dies, dass uns eine junge Dame von Neckermann erzählt, welche Ausflüge man denn machen kann, woraus diese bestehen und worauf man achten sollte. Uns fällt es schwer etwas zu wählen, aber uns wird schnell klar, dass wir mindestens drei Ausflüge mitmachen wollen und der erste vielleicht schon am Dienstag startet. Eine Nachfrage klärt, dass wir diese Fahrt auch morgen noch kurzfristig buchen können, dass es aber sinnvoll wäre, dann zu wissen, welche weiteren Pläne wir haben - für drei Ausflüge bekommen wir 15% Rabatt.
Nach diesen Informationen entscheiden wir uns, einen Spaziergang nach Georgiopolis zu unternehmen. Der Weg führt über einen kurzen Abschnitt Landstraße, dann durch die Ausläufer des Dorfes und jede Menge Hotels zum Dorfplatz. Die meisten Gebäude sind entweder mit "Hotel" beschriftet oder es steht etwas von "Apts." oder "Rooms free" dran. Die restlichen Gebäude sind Geschäfte.
In diesem Tausend-Seelen-Dorf finden sich allein auf dem Dorfplatz fünf Restaurants und drei Supermärkte, dazu eine Apotheke, ein Juwelier und ein Foto-Shop. Wir genießen einen exzellenten, frischen Orangensaft, der mit dem Tetrapack-Zeug aus Deutschland nicht im Geringsten zu vergleichen ist. Zusätzlich nehmen wir auch einen frischen Wassermelonensaft. Beides wird frisch gepresst oder gehäckselt und schmeckt einfach auch so.
Wir streifen in der Umgebung des Platzes umher und sehen jede Menge Sonnenbrillen (meine neue Armanibrille kostet mich 10 Euro und kommt in einer Chanel-Hülle daher), Tücher und Handtaschen. In einem Supermarkt sind zwischen Wein und Pampers die Louis Vitton und Gucci-Taschen zu finden.
Etwas hinter dem Dorfplatz ist ein weiß getünchtes, kleines Gebäude zu sehen, scheinbar ohne Tür und Fenster - es sind einfach Löcher in der Wand. Wir sehen an den Blechen und den Laibern, dass es eine kleine Backstube ist.
Unser kurzer Gang um das Dorfzentrum führt uns auch an den Turtle River, welcher in den Hafen übergeht und schließlich keine 20 Meter entfernt ins Meer mündet. Parallel zur Kaimauer verläuft ein Steg aus einzelnen Felsen, an dessen Ende sich eine kleine Felsinsel findet, auf die man eine strahlend weiße Kapelle gebaut hat - der Steg wird vom Wasser überspült und wir nehmen uns vor, später zu schauen, ob man zur Kapelle gelangen kann.
Auf dem Rückweg trage ich die Wasserflaschen für zusammen drei Euro, mit denen wir die abendlichen Unkosten senken wollen, ganz zu schweigen vom Durst wärend der Sonnenstunden. Die genießen wir dann auch ausgiebig und testen auch zum ersten Mal den Pool. Derer gibt es auf der Anlage immerhin vier und unsere Terasse öffnet sich zum Hauptpool hin. Dieser besteht aus zwei Mondsicheln - die eine ist sehr flach und wird vornehmlich von Kleinkindern und Mammas bevölkert, die zweite Hälfte teilt sich wiederum in einen tiefen Bereich (bis 2,4 m) und einen Bereich, der gerade so zum Schwimmen geeignet ist. Die beiden Poolhälften sind duch einen Steg getrennt, der in seiner Mitte eine kreisrunde Insel bildet, welche wiederum durch ein rundes Beet dominiert wird. Hier wachsen mehrere dicke, kurze Palmen gemeinsam mit verschiedenen blumengekrönten Sträuchern.
Wir unternehmen noch einen Strandspaziergang, dieses Mal scheint uns die Wärme der Sonne auf den Rücken, während uns das aufgewühlte Meer malerisch entgegen kommt. Die vielen Wellenberge um die 50cm Höhe überschlagen sich in Ufernähe und schimmern dabei mit einem leichten Grün, ohne den Blick auf den Boden zu verwähren - man sieht auch noch einige Meter entfernt deutlich bis zum Grund.
Der Sand erscheint mir extrem feinkörnig und heiß, sodass es sehr schwer ist zu laufen, da ich ständig ein paar Zentimeter einsinke und gegen den Sand ankämpfen muss. Nahe am Wasser ist es dann sehr angenehm für die Füße, da der nasse Sand meist so fest wie Stein ist, an manchen Stellen aber auch schnell nachgibt und mich ein paar Zentimeter sinken lässt. Immer wieder sind meine Füße vom Schaum des Meeres umschmeichelt, der den Sand scheinbar abwäscht. Meine Hose wird dann auch gleich noch nass, weil sich das Meer mit dem Sand auf meinen Füßen nicht begnügt.
Meine Freundin und ich legen heute zwei Mal Abendessen hin, indem wir nach einer Pause das Restaurant wechseln und beschließen den Tag mit einer Erkundungstour durch das Grün der Anlage.
16.07.2007
Ich schwimme Mittags im Pool und beobachte die Menschen um mich herum. Es fällt auf, wie viele Italiener sich hier ihre Erholung holen und sich dabei mit Briten, Deutschen und Franzosen gemeinsam an den Pool legen. Die Italiener dominieren bis kurz vor unserer Abreise das Bild des Hotels - die Animateure sind fast ausschließlich Italiener, auch beim allabendlichen Programm vor der Hauptbar wird Italienisch gesprochen. Mir scheint es, als ob viele hier den gesamten Tag auf ihrem dunkelblauen Plastikthron liegen und sich durch die Sonne bräunen lassen, während die leichte Brise vom Meer ihnen Kühlung verschafft. Zwei junge Frauen um die sechzehn - ich halte sie für Schwestern - zelebrieren das wohl. Sie gehen kurz gemeinsam in den Pool um drei Mal von einer Seite zur anderen zu schwimmen, bevor sie sich wieder in die Sonne legen, dem iPod lauschen und nichts tun.
Gleich neben dieser kurzen Abkühlung spielt ein deutscher Vater mit seinen Kindern im Wasser. Die beiden dürfen abwechselnd auf Papas Schultern und von dort in Wasser springen - nicht ohne vorher laut "Mama, Mama schau mal!" zu rufen.
Akustisch werden diese Szenen vom Kreischen hunderter Vögel beflügelt, die offenbar in den Bäumen rund um die Anlage sitzen und nicht müde werden zu rufen. Es ist natürlich verwunderlich, dass man nie auch nur einen davon sieht - sie fliegen nicht einzeln umher, sie lassen sich nie als Schwarm blicken und auch zwischen den Zweigen sehe ich keinen sitzen. Später erfahre ich, dass dieses Geräusch von den Bäumen selbst stammt - wie sich das anhört, könnt ihr in einem Video erfahren, dass ich aufgenommen habe.
{video mit zirkaden}
Den Abend schließen wir mit einem weiteren Spaziergang ab, auf dem wir Steine und Muscheln sammeln gehen, die in Deutschland als Tischdeko verarbeitet werden. Dabei sehen wir eine kleine Gruppe von Kindern bis zwölf, die mit einer Betreuerin den Hoteleigenen Beachvolleyballplatz belegen. Jeden Tag sind für die Kleinsten andere Aktivitäten geplant - von T-Shirt-Gestaltung bis Sportspielen, die werden mit den Größeren Jungs dann auch organisiert - ein Mal pro Woche steht ein Fußballspiel der Gäste untereinander an, an einem anderen Tag lockt der Tennisplatz zu einem kleinen Turnier.
17.07.2007
Dem Frühstücksbuffet fehlen eigentlich nur die Warmspeisen. Wir bekommen problemlos den Magen voll und es schmeckt dabei auch noch.
Der knallgelbe Neckermann-Reisebus steht pünktlich vor unserer Tür und ich schlafe noch eine Runde, bis uns die Reiseleiterin am Ende von Rethymnon begrüßt. Der Bus ist jetzt auf allen fünfundsechzig Plätzen belegt und Sofia beginnt in einer Art Sing-Sang zu erzählen. Über eine Stunde lang berichtet sie von Kreta und seiner Geschichte von der minoischen bis zur venezianischen Zeit.
Dabei erklärt sie uns auch, wie die griechischen Sagen mit der Geschichte zusammenhängen - König Minos und sein Minotaurus repräsentieren dabei die minoische Zeit, eine Blütezeit für Kreta, der Tod des Minotaurus durch einen Sohn des Königs von Athen steht für eine Zeit der griechischen Besatzung und die Ikarus-Sage ist Überleitung zur Herrschaft der Venezianer auf Kreta. Die für mich interessanteste Erläuterung betraf dann den König Minos: es ist heute geklärt, dass "Minos" kein Vorname war, sondern für "Mutter" steht und als Titel für alle minoischen Könige galt, woraus sich Spekulationen nähren, dass die Verehrung der Frau in diese antiken Kultur so weit ging, dass der Regent eigentlich eine Königin war und sich demnach als Mutter aller Minoer bezeichnete.
Wir fahren an den Außenbezirken Heraklions vorbei und bringen noch fünf Kilometer hinter uns, ehe wir auf den Busparkplatz des Palastes von Knossos einbiegen, welcher schon in der jetzigen Vorsaison recht voll wirkt. Es überrascht mich etwas neben TUI- und 12fly-Bussen auch blaue "Zeus of Crete"-Liner zu sehen. Diese gehören jener Agentur, von der auch unsere Reiseführerin stammt - die sind wohl doch größer als ich zuerst dachte.
Die Palastanlage erstreckt sich über 22.000 m² Fläche und hatte relativ niedrige Wände, da auch die Menschen kleiner waren als der durchschnittliche Deutsche - Frauen brachten es kaum auf 150cm, Männer konnten sich über zehn weitere Höhenzentimeter freuen.
Auf dem Gelände drängen sich neben uns einige andere Gruppe, neben einer rumänischen Gruppe und einigen italienischen bemerke ich auch eine Gruppe, die per Trillerpfeife dirigiert wird - ähnlich dressierten Zirkustieren, die komplizierte Manöver durch den Ruinenzirkus üben.
Zirkus trifft es dann wohl auch nicht ganz schlecht, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass hier alles Repliken sind, die heute geschichtswissenschaftlich recht umstritten sind. Die Anlage wurde von einem britischen Hobbyarchäologen restauriert, der viele Elemente hat bauen lassen, die mit dem echten Knossos wenig gemein haben. Ein berühmtes Relief zeigt den "Prinzen" von Knossos - tatsächlich gefunden hat man jedoch nur einen Teil des Kopfschmucks, etwas Brust und Bein. Aus diesen drei Teilen wurde ein Relief mit komplettem Körper - Fantasie hatte der Mann wohl.
Anhand dieses Reliefs erklärt uns Sofia auch gleich die zwei wesentlichen Theorien zu den verschiedenfarbigen Menschen auf den Zeichnungen der Minoer - die weißen Menschen stellen die Königsfamilie dar, die braunen stehen für Sklaven; alternativ ist braun die Farbe für alle Männer und weiß bezeichnet die Frauen.
Beeindruckend fand ich das ausgeklügelte Wassersystem des Palastes. Es gab drei verschiedene Wasserkanäle - ein Rinnensystem für Abwasser und eines für Regenwasser. Der dritte Kanal ist eigentlich ein Tonrohrsystem, welches Frischwasser von einem acht Kilometer weit entfernten Berg bis zu den Gemächern führt. Die Tonrohre sind sind verengende Zylinder, wodurch man sie ineinander stecken und abdichten kann um flexibel zu sein.
Als wir auf den Prozessionsplatz treten sehen wir schon die Schlange jener, die gern den Thronsaal sehen wollen. Wir müssen 20 Minuten anstehen um einen Raum zu sehen, von dem nur der Stuhl und der Fussboden echt sind - alles andere entsprang der Fantasie des Hobbyarchäologen. Wir verzichten dankend und gehen lieber weiter bis zum Theater. Dieses besteht im Wesentlichen aus einer kleinen, flachen, überbreiten Treppe mit einem freien Platz davor. Bemerkenswert ist lediglich das kleine Quadrat, welches auf Ebene der obersten Stufe am linken Rand gebaut wurde - es handelt sich um den Platz der Königsfamilie.
Direkt hinter dem Theater verläuft die älteste Straße Europas in Richtung "kleiner Palast". Man muss versuchen sich die Zeitspanne von 4.500 Jahren bewusst zu machen, die seit dem Bau dieser Straße vergangen sind - mir gelingt es einfach nicht, alles was über meine eigene Lebensspanne hinaus geht ist schon schwierig, alles was über 100 Jahre hinaus geht ist mir praktisch nicht möglich - und 4.500 ist noch eine ganze Zeit länger als hundert Jahre.
Alles was man heute zu sehen bekommt stammt aus der Zeit des zweiten Palastes. WÄhrend der minoischen Zeit wurde Kreta von einem schweren Erdbeben heimgesucht, welches den ersten Palast völlig zerstörte. Zu jener Zeit wurden die Steinmauern durch Holzbalken durchzogen um für die nötige Flexibilität zu sorgen. Dies ist heute nicht mehr möglich, da Kretisches Holz nicht zur Verfügung steht (die Waldbestände sind streng geschützt) und importiertes Holz viel zu teuer ist um es innerhalb der Wände zu verwenden. Heute wird Kreta von Betonbauten beherrscht, wie es die Rekonstruktion von Knossos ist.
Nach dem Besuch dieses Monumentes antiker Kultur fahren wir wieder zurück in Richtung Heraklion, welches im Griechischen Iraklio heißt - mit abschließendem "n" hat man den altgriechischen Namen. Der Verkehr ist hier deutlich dichter als auf der Nationalstraße, die Hupe dominiert als Richtungszeiger und alle Straßen sind hier dreispurig: Linke Spur, Rechte Spur und die Fläche um den Mittelstreifen, den sich beide Fahrtrichtungen als Überholspur teilen...
Der Bus hält kurz in der Nähe des archeologischen Museums, da er hier in der Enge der Innenstadt nicht warten kann. Wir verlassen unser gelbes Ungetüm und bewegen uns in Form zweier Gruppen über die Oro Deadalus, einer der zentralen Einkaufsstraßen und dann weiter zur venezianischen Logia. Diese diente früher als Versammlungsort derer, die etwas zu sagen hatten und ist heute als Rathaus wieder die Stätte politischer Dispute. Bevor wir die Führung abschließen, zeigt uns Sofia noch die Kathedrale zu Iraklio.
Nach dem offiziellen Ende frage ich Sofia noch, ob es in Chania Probleme gegeben habe, da wir irgendwas in den Nachrichten gesehen haben und nichts verstehen. Sofort merkt man, dass ihr Deutsch weniger gut ist, als es schien. Der in vielen Jahren geschliffene Text mit Erklärungen hilft ihr nicht und sie stockt nun etwas beim Sprechen. Sie kann sehr gut Deutsch, muss nun aber über ihre Worte nachdenken.
Nach dem Gespräch laufen meine Freundin und ich zum Meer, wo wir im Hafen riesige Fähren nach Piräus und Kreuzfahrtschiffe beim Landgang sehen.
Diese Kähne schwimmen im dreckigsten Wasser, dass wir auf Kreta sehen konnte. Es war noch immer sehr klar, aber von vielen größeren Schmutzstücken bedeckt, sodass wir uns doch wundern, dass hier Einheimische ins Wasser gehen.
Wir entschließen uns, das Venezianische Kastell am Hafen auszulassen und bewegen uns zurück durch den chaotischen Verkehr und in eine weitere Basarstraße. Obwohl wir in der Vorsaison sind, ist es hier schon morgens recht voll und wir bewegen uns um die Stände von verschiedenen Händler herum. Hier finden sich Metzger, Obst- und Gemüsestände neben Souveniers, Kleidung und Gewürzen. Die Fülle an Waren ist beeindruckend, obwohl man sich fragen muss, wovon die Menschen Iraklios denn leben - hier gibt es nur Gemüse und Obst. Die Frage beantwortet sich von selbst, als wir in eine Seitenstraße einbiegen und einen gewöhnlichen Supermarkt entdecken.
Da muss ich natürlich rein - wer es nicht weiß: ich kaufe _LIEBEND GERN_ ein.
Ich bin jetzt schon einige Tage auf Kreta und haben keine Haribos gegessen, was meiner Gesundheit sicherlich zugute kommt, mir aber nicht ganz passt. Bei uns in der Region Chania kostet eine Packung zwischen 1,20 und im Hotelshop 1,80 Euro. Hier in Iraklio sind es gleich mal 2,20 Euro. Dankeschön! *grummel*
Andererseits sind einheimische Chips, Wasser und Kekse billiger. Was mir positiv ins Auge fällt, man verzichtet hier auf die Augenwischerei mit den 9er Preisen. Der Joghurt kostet hier 1,01 Euro und die Chips 96 Cent - nix ist 1,99 Euro oder 29 Cent - Dankeschön!
Um uns für die Rückfahrt zu stärken begeben wir uns in ein kleines Cafe in irgendeiner Ecke Iraklios. Während ich darüber nachdenke, in welche Richtung jetzt das archeologische Museum liegt, wo wir abgeholt werden, isst meine Freundin eine wunderbar frisch belegte und dicke Pizza. Wenn ich das mögen würde, hätte ich sicher zugeschlagen.
Der Weg zurück nach Georgiopolis iist ebenso bezaubernd wir der Weg nach Iraklio. Ich blicke aus dem Fenster und sehe auf unserem zwei oder drei Mal Stellen, wo ein Platz aus dem Felsen gehauen wurde und einen Halbkreis neben der Straße bildet. Das Rötlich, gelbe Gestein dominiert und der Platz ist staubig, doch der Bus ist vorbei und ich kann nicht ergründen, was es mit diesen Einbuchtungen auf sich hatte.
Unsere Haltestellen sind Hotelbunker und ein paar Gebäude, die aussehen, als wären sie nach der Wende direkt aus der DDR importiert worden - Beton sieht halt überall gleich aus. Nicht zum Ersten und auch nicht zum Letzten Mal beglückwünsche ich meine Freundin zur Wahl des Hotels - hier hätte es mir weniger gut gefallen.
18.07.2007
Wir spazieren