Kino & Comics - Ausstellung in KA
Batman heißt eigentlich Bruce und schwor schon in seiner Kindheit die Heimatstadt Gotham City zu beschützen. Er hat keine Superkräfte, zieht seine Überlegenheit aus seiner Intelligenz, Willensstärke, hartem Training und technischen Hilfsmitteln.
Obelix arbeitet als Produzent und Lieferant von Hinkelsteinen, sein Lieblingsessen ist Wildschwein.
Der Hulk war in den ersten Comics mit grauer Haut gestraft.
Diese und andere Informationen erwarten den Besucher der Ausstellung "Kino & Comics" in der Städtischen Galerie Karlsruhe.
Sie finden sich auf laminierten DIN A4 Blättern im Eingangsbereich und sollen wohl die "Basic Facts" an alle Unwissenden vermitteln.
Vor ein zwei oder drei Wochen habe ich mir endlich die Zeit genommen, die Zeitgenössischen Kunstformen Comic und Kino aus der Sicht einer Galerie zu betrachten. Die seit drei Monaten im Badischen gastierende Ausstellung wurde von mehreren Sondervorführungen im nahen "Filmpalast am ZKM" begleitet.
Gleich neben den Infoblättern ist ein Raum abgetrennt, welcher Arbeiten von deutschen Studenten zum Thema Comic zeigt. Da ist ein Comic zu sehen, dessen Text 1:1 aus dem Song "Dirty Diana" von Michael Jackson stammt. Die Bilder untermalen, was Jackson schon damals mit seiner Stimme zu malen wusste.
Eine weitere Arbeit ist "Simon und die TV-Zombies" - ein mit Flash realisierter, animierter Comicfilm, in welchem der Titelheld Simon in einer grauen Stadt den einzigen Farbklecks darstellt und sich von Tür zu Tür begibt um jemanden zu finden, der nicht groß, grau und griesgrämig ist.
Eine weitere Arbeit, die mir in Erinnerung blieb war ein Comic, welcher in den Räumen des ZKM spielt - die Künstler (Niklas Horn und Nora Cristen) haben dafür Fotografien der Räumlichkeiten angefertigt und verfremdet um den Comic-Look zu erreichen.
Nach diesem Abstecher in die hochschulische Behandlung von Comics fallen mir im Hauptraum sofort die technischen Gemeinsamkeiten der Medien Kino und Comic ins Auge: über viele Jahre hinweg waren alle Filmplakate Einzelstücke - gezeichnet und oft Comicartig.
Besonderen Spaß machten mir die Entwürfe zum "Conan the Barbarian"-Plakat. Der italienische Künstler hatte definitiv mehr Haut und Sex geplant, als dann schließlich an die Wand durfte. Auf jedem Entwurf sehr gut getroffen waren Arnold und seine Muskeln.
Neben den Plakaten und einer Reihe von Comicstrips wird auch Conans Schwert ausgestellt - ich fühle mich enttäuscht - im Fernsehen vor 10 Jahren sah es weit beeindruckender aus...
Ein paar Schritte weiter finden sich weitere Schätze: ein Originalblatt von "DareDevil" - gemalt mit Tusche und kommentiert mit Bleistift. Noch ein Schritt und ich stehee vor einem Originalblatt der "X-Men" - Karton, Tusche und aufgeklebte Sprechblasen aus Pappe.
Die Schwierigkeiten beim Übertragen von Comics auf Zelluloid zeigen sich bei Spiderman - die schwarzen Striche auf seinem Kostüm werden zu schwarzen Strichen auf einem Kostüm bevor sie in der Neuauflage zu echten dreidimensionalen Strukturelementen werden.
Oder denkt an Frank Millers "Sin City" - der Mann ist Minimalist und verwendet sehr gezielt Details - wie soll man das auf ein Medium bringen, dass allen Dingen ein großes Maß an Details gibt?
Auch bei Barbarrella ist nicht viel für die Dekorateuere zu holen - die Comics konzentrieren sich auf das absolut Notwendige.
Doch man kann nicht nur aus einem Comic einen Film machen, wie folgende, selbstironische, Scene aus einem Batman-Comic zeigt:
"Two Supermen?"
"You said you got the real Superman trapped, Joker!
Who's the new arrival - Christopher Reeve?"
Überrascht hat mich zu sehen, dass Johnny Weismüller, Held der Tarzan-Filme, auch noch eine weitere Comicrolle annahm: Jungle Jim.
Ergänzt wurden diese praktisch unkommentierten Werke durch eine Filmvorführung in Endlosschleife, in welcher der Großmeister des Comic - Stan Lee - über Film und Comic spricht. Dieser Film beleuchtet intensiv die Wechselwirkung von Kino und Comic. So werden Aspekte angesprochen, die mir völlig unbekannt waren. z.B. dass der Zoom und die Montage aus dem Film ins Comic gewandert sind. Vorher hat man eher theatrale Bildausschnitte genutzt.
Ich kann die Ausstellung all Jenen empfehlen, die ein Interesse an Hintergründen eines der Medien haben. Leider habe ich mit dem Bericht zu lang gebraucht und die Ausstellung gastiert nicht länger in Karlsruhe. Wenn ihr irgendwo anders darüber stolpert - nehmt euch zwei Stunden Zeit und schaut euch Dokumentation, Comicstrips und Kostüme an.