Duplicity [noch 19]
Ich war am Wochenende mal wieder im Kino. Dieses Mal war es die Exagententhrillerkomödie "Duplicity" mit Julia Roberts und Clive Owen. Die Story ist schnell beschrieben - Agentenpärchen lernt sich bei einem Auftrag kennen und trifft sich nach Jahren wieder. Sie arbeiten beide in der Spionageabteilung eines Seifenherstellers.
Ich steh ja total auf diese komplizierten Filme, die intelligent daher kommen und die man bis zum Ende (oder auch gern Mal darüber hinaus) nicht kapiert. Darum gefiel mir der Streifen auch verdammt gut. In die Handlung sind Rückblenden eingeflochten, welche der Hauptlinie des Films immer wieder einen schönen Dreher geben. Ich denke bei diesem Review an grandiose Filme wie "Michael Clayton", "Der Krieg des Charlie Wilson" oder auch "Memento" - alles Filme, die ähnlich kompliziert sind und mir ähnlich viel Spaß gemacht haben.
Auch in ihrer Interpretation ist die Geschichte vielschichtig - geht es an der Oberfläche noch um die Frage, ob die beiden Ex-Agenten ihr Glück finden, so ist es eine Ebene tiefer schon die Frage, ob Liebe in einem Klima des Misstrauens überhaupt gedeihen kann - wie kann das für Liebe so wichtige Vertrauensverhältnis entstehen, wenn die Partner durch ihre Erfahrungen zu absolutem Misstrauen erzogen sind und sich immer einen eleganten Ausweg aus jeder Situation bereiten?
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Damit wäre der Film vielleicht schon interessant genug, aber die Autoren legen noch eins drauf. Der Seifenhersteller bekriegt sich mit Hilfe von Spionage- und Spionageabwehrmaßnahmen mit seinem größten Konkurrenten. Die beiden Kontrahenten (überragend, überzogen gespielt von Tom Wilkinson und Paul Giamatti) hassen sich dabei bis aufs Messer und gönnen einander nichts. Sie taktieren, vermuten, interpretieren, schmieden Pläne und bewegen ihre Mitarbeiter wie Schachfiguren.
Durch all das konterkarieren sie genau die Welt, als welcher die Protagonisten eigentlich ausgestiegen sind - statt zwischen Ländern tobt der Krieg zwischen Unternehmen, statt fortschrittliche Waffen und Informationen sind es jetzt Pflegelotion und Cremes, um welche "gespielt" wird. Und am Ende gelingt dem Film eine großartige Metapher - der Erstschlag wird zur Aktienversammlung.
Wo Licht ist, findet sich natürlich auch Schatten - während die Schauspielerische Leistung der Bessetzung keine Zweifel offen lässt, sah Julia Roberts einfach unnatürlich jung aus und ein paar Szenen hat sicher ein Body-Double gedreht. Eine Reihe von Figuren - allen vorran die CEOs der Seifenfirmen - bleiben über weite Strecken unverständlich und hölzern.
Diese kleinen Wermutstropfen und die Gewissheit, dass ich die Wendungen des Plots nie wieder so genießen kann trüben das Kinoerlebnis nur leicht. Der Film hat einen trefflichen Titel und wer die weiter oben genannten Filme mochte sollte einen Blick riskieren. Wer eher auf Action ala Bourne steht sollte die Finger (oder besser Augen) weg lassen.