2019-01-05 Erwacht am Moke Lake, Eingeschlafen am Lake Manapouri
Heute Nacht war es wieder bitterlich kalt. Die alpine Höhe am Moke Lake zeigt in der Nacht ihre kalte Schulter – nur gut, dass jeder einen Schlafsack hat und die Matratze und Decke vom Verleih ganz gut sind. Als letzte Möglichkeit hätte man auch noch die Heizung im Camper einschalten – betrieben mit Gas.
Es geht auch so und die Belohnung am Morgen ist ein himmlischer Blick auf hohe Berge und den dunklen Bergsee. Außerdem wird ausgeschlafen. Nach Queenstown und einigem Stress am Vorabend wegen nasser Wäsche haben wir uns das einfach gegönnt. Geht ja auch – hier ist kein Chef.
Nach einem Frühstück im Sonne des Slow Food Trends wollen wir wandern gehen. Das Tolle auf einem Campingplatz ist, dass man aus dem Fenster gucken kann und allerlei Leute sieht.
Gestern Abend zum Beispiel haben noch vier junge Frauen verschiedenster Nationalitäten bis in die Dunkelheit hinein gute Laune verbreitet. Laute Musik, Gelächter, Frisbee und Volleyball. Den ersten Teil des Abends haben sie in dicken Klamotten auf einer Luftmatratze auf dem Gras verbracht. Irgendwann hat sie wohl auch die Kälte geweckt und sie sind irgendwie in ihr Zelt umgezogen. Keine Ahnung.
Und morgens beim Spülen schaut man zu, wie andere ihr Frühstück machen, wer heute zum Geschirrspülen verdonnert wird oder was die Camper so an haben. Da Neuseeland eine Saison voraus ist, könnte ich jetzt Prognosen abgeben. Backpacker, Touristen und Camper sind leider nicht repräsentativ und darum spare ich mir das.
Die Wanderung führt uns durch Busch direkt an den Hängen über dem See. Das Gebirge zeigt nun seine andere, ebenso unbarmherzige Seite. Es ist heiß, die Sonne knallt und ich schwitze mit meinem Rucksack und in meinen Wanderschuhe. Aber dieser Ausblick… ein SCHÖNES Land!
Die nächste Etappe führt uns wieder durch Queenstown zurück. Zwar spiele ich mit dem Gedanken es noch mal beim Ferg zu probieren, aber die Schlange ist am heutigen Samstag nur länger geworden. Das Navi versucht mich wieder um die Innenstadt herum zu leiten, möchte aber, dass ich die Lake Road hinauf fahre. Gestern beim Weg nach unten hat meine Höhenangst eingesetzt. Die Straße ist so steil, dass man meine könnte in den Abgrund zu blicken.
Also durch den Trubel durch. Danach wird es ruhig. Fast drei Stunden dauert die Fahrt nach Manapouri. Eine digitale Anzeige warnt vor „exteme winds“ - no shit, Sherlock! Ich fahre nur noch irgendwas zwischen 70 und 80, weil der Camper spontan nach links oder rechts schaukelt – im unsteten Takt der Windböen. Alles unter Kontrolle, keine Sorge. Aber angenehm ist anders. Überhaupt ist das Fahren in Neuseeland nicht mit Deutschland zu vergleichen. Die State Highways – ähnlich unserer Autobahnen – sind für gewöhnlich so rar befahren, dass es immer wieder einspurige Brücken gibt. Einer muss halt warten. Und Auffahrten sind gern mal einfache Kreuzungen. Linksabbieger – also hier Rechtabbieger – stehen dann auch einfach mal im Weg.
Man kommt langsamer voran und sollte das bei der Routenplanung berücksichtigen. Ich nutze bei meinen Planungen die Faustformel: Google Maps + 20%. Geht ganz gut. Meist plane ich auch noch eine Stunde Rast, Wasserfall schauen oder sonstwas ein.
Das funktioniert auf dem Weg durch Southland nicht. Hier gibt es einfach fast nichts. Links und Rechts sind Weideland und ein wenig Feldbau. Die Traktoren die uns begegnen sind riesig und rot. Später weicht das Farmland einer Grasebene, die mich an Beschreibungen der Nordamerikanischen Prärie erinnern möchte.
Am Ende landen wir an Lake Manapouri, den wir morgen erkunden werden. Der Abend klingt entspannt aus – eine heiße Dusche, gutes Essen, ein wenig den Blog pflegen. Sandmännchen in Gedanken „Nacht!“ sagen und Augen zu – schließlich gehts morgen schon 6 Uhr los…