10th Splash Tag 1

Wie war der erste Tag des 10. Splash-Festivals? Hier erfahrt ihr es!

 

Freitag 6.7.

 Blick über den See zur Bühne

Splash!-Festival und der erste Eindruck ist: hui... sind das viele Billabongs und Co. Ich bin offensichtlich falsch angezogen. Auf den zweiten Blick wird auch deutlich, dass ich zu alt bin - der Durchschnitt wird wohl unter 18 liegen.
Als erstes warte ich mal auf Andy, der meine Karte hat und schon mit der Heilbronner Truppe die Zelte aufstellt. Ich schaue mir den konstanten Strom von Leuten an, die aufs Festivalgelände wollen. Einige haben ihren Ghetto-Blaster an und beschallen die Karawane der Baseball-Caps mit sauberen oder übersteuerten Bässen.
Als Andy und einige der Camper da sind, gehen wir zum Auto und holen noch die restlichen Sachen (außer Ritschies Zelt - das müssen wir noch kurz kaufen fahren).

Der Weg vom Eingang zum Campingplatz ist ein Kilometer geteerte Nadelwaldallee, bis der Wald zurückfällt und wir einen schönen Blick auf das Gelände haben - links und rechts in Vierer- oder Fünferreihe Zelte, voraus der Eingang zum Innengelände, halb rechts die Bühne - ein etwa dreißig Meter hoher Block, der dem Wind trotzt. Das Alles können Andy und ich nicht wirklich bewundern, da wir genug damit zu tun haben, unseren Kram auf dem Einkaufswagen zu halten und diesen hin und wieder über Hindernisse zu heben.
Wir gehen vorbei am Supermarkt-Zelt und zwei Dixi-Stationen.
Wir sind jetzt in einem Nebenarm des Anreisestroms gelandet und es kommen uns auch Einige entgegen, die entweder noch die letzten Reste aus den Autos holen, oder das Gelände erkunden wollen.
Neues Zelt nach etwas Wind
Bis es zu den Konzerten geht, grillen wir noch und kämpfen mit dem Wind. Der lässt nicht nur uns mit der Zeltbefestigung kämpfen, sondern auch die Nachbarn. In unserer Umgebung brechen fünf oder sechs Pavillions ein und außer einem der unsrigen, stürzt auch ein fremdes Zelt ein. Ein Glück, dass man sich noch so eng zusammenfinden kann, dass jeder heute Nacht ein Plätzchen findet.

Dass es sich hier um ein Massen-Event handelt wird das erste Mal deutlich, als wir uns auf das Innengelände begeben - die obligatorischen Taschenkontrollen bremsen die Menge aus und sorgen für Stau. Aber alles easy - die Meisten werfen die verbotenen Glasflaschen von allein in die bereitgestellten Tonnen (oder daneben).

Innen bilden Getränke- und Fastfoodwagen den Rahmen des Geländes, im Eingangsbereich verstreut sind die Ausstatter der Szene vertreten und bieten ihre zu großen Hosen, Shirts und Pollover an. Daneben finden sich knappe Tops für die Damen. Wir stärken uns gleich mal mit einem Becks und hören dem ersten Act zu.

Die Jungs von GBZ haben die Menge in Bewegung, die Arme fliegen von links nach rechts. Die Phrasen, die mir am Besten in Erinnerung bleiben sind "Tight, tight, tight Alda!" und "HURE". Die Beats gehen hier und da doch in die Beine, aber eigentlich sind die HipHopper um mich herum viel interessanter. Außerdem nervt es, wenn ein Deutscher das deutsche Publikum mit "Deutschland" anspricht. Genial finde ich wiederum die Ankündigung, dass sie ein Video auf YouTube einstellen wollen, was den Blick von der Bühne zeigt.

Apropos Namen... viele hatten Schwierigkeiten den Ortsnamen "Pouch" richtig auszusprechen. Es ist weder "Puhtsch" noch "Puhch", sondern "Pohch". Aber das kann ja keiner ahnen bei der Schreibweise.

Ganz nah bei uns feiern zwei Jungs - so um die 14 würde ich sagen. Beide haben einen Bierpitcher in der Hand und offensichtlich ihren Spaß. Dass sie dabei aussehen, als ob es ihr erstes Bier ist stört sie natürlich nicht, die Idee, sich ein viel zu langes Stück Absperrband wie Rambo um die Stirn zu binden ist aber grenzwertig. Insbesondere mit dem fast unpassenden "Yeah!" hier hinten, außerhalb der Menge. Aber jeder, wie er will...

Als nächstes tritt Prinz Pi auf. Angekündigt wird er mit "hier läuft gleich ein Porno" ;-). Bisher habe ich nicht viel von ihm gehört, aber die Performance überzeugt mich durchaus. Der Mann hat einige sehr intelligente Texte und rutscht selten ab. Die Menge dankt es ihm mit Stimmung, obwohl das Wetter nicht so mitspielt. Er propagiert denn auch, dass das wieder mal anrückende Gewitter "der Feind" sei und wir es durch unsere Stimmen und Stimmung vertreiben müssen - im Jargon "wegficken".


Snackwagen Wir lümmeln weiter im Seitenbereich etwas außerhalb der Bühnenmenge herum, trinken Becks und der Eine oder Andere gönnt sich auch was vom Chinesen oder Fritten-Stand. Die Köpfe nicken schon schön mit und auch in den Beinen zuckt es. Lustiger ist es aber, sich gegenseitig als "HURE" anzusprechen und dann in ein stakkatoartiges "tight tight tight aldar!" zu verfallen.

Nach Prinz Pi ist erst Mal Pause und wir verstreuen uns ungeordnet. Zufällig treffen wir uns bei einsetzendem Regen wieder in einem der Themenzelte. HipHop würde ich sagen, obwohl mir die zwei Kerle auf der Bühne nichts sagen. Als der eine sein Shirt auszieht muss ich dann doch anerkennend nicken - Sixpack und Brustmuskeln Körbchengröße B. Wir gehen trotzdem wieder raus, hier drin ist es einfach unangenehm laut.

Wieder kurz vor der Bühne hören wir der aktuellen Combo zu, die Jungs kommen wohl nicht aus Deutschland, sind auf jeden Fall sehr lustig und machen auch Stimmung.

Der Himmel ist jetzt schon recht dunkel und die Wolken wollen nicht weichen. Wir warten jetzt alle auf Dendemann, der für 21:30 angekündigt ist und auch pünktlich anfängt. Er liefert eine super Show ab und wir schauen aus der Menge zu. Ich freue mich, dass ich jetzt auch mal mitsingen kann und das auch sehr textfest, da ich das aktuelle Album habe und jedes Lied verdammt oft gehört habe - es bedient denn auch vor Allem aus diesem und ich bin beeindruckt von seiner Art. Sein letzter Song ist dann "Hört nicht auf" und wir singen brav mit, wenn es heißt "wenn Diggidende sagt es hört nicht auf" - "dann hört es verdammt noch mal nicht auf". Nach jeder Strophe fragt uns Dende, ob er denn gehen kann und es aufhört - die einstimmige Meinung der dichten Menge - "NEIN!". Um mich herum stehen junge Menschen in dicken Jacken, mit Basecap auf dem Kopf und Kippe drin. Außerdem raucht es um mich herum immer wieder nach Gras - der Gesamtverbrauch auf dem Festival wird wohl einige Kilo umfassen.

Irgendwann fragt Dende dann nicht mehr, sondern verabschiedet sich, dies aber erst nach einer Strophe, die es auf dem Album nicht gibt, was ich ihm sehr hoch anrechne.
Jetzt gehen wieder einige aus der Menge raus und wir können noch weiter nach vorn. Wir sind nicht die Einzigen, die diesen Plan haben und darum kommt es doch zu einigen Schubsern, aber wir bilden hier eine kleine Insel und lassen uns nicht wegschieben.
Jetzt kommt Kool Savas, von dem ich auch nicht viel kenne, aber ich gehe trotzdem mit der Menge ab - springen, mit der Hand wippen und an den richtigen Stellen laut mitschreien. Der Mann hat's auch drauf und ist ziemlich locker drauf. Zwischen zwei Songs fragt er uns, wer denn eines der orangenen T-Shirts bekommen hat, die hier überall verteilt werden und freut sich, dass sich einige melden oder gleich mit dem Shirt winken. Dann erzählt er uns, dass seine Plattenfirma ihm keine 3.000 Euro für die restlichen Shirts geben wollte und meinte, er solle doch einfach auf der Bühne sein neues Album erwähnen. Das "Buh" ist vorprogrammiert und es klingt auch lächerlich, wenn man den Werbeeffekt dieser Shirts bedenkt, die man an jeder Ecke sieht. Aber er ist dann auch brav und sagt seinen Spruch auf, worüber natürlich gelacht wird.
Seine Einstellung ist wirklich cool, da er einige Songs an seine Fans richtet und am Ende noch meint "Ich finde dieses Zugabe-Spiel bescheuert. Ganz ehrlich, wir haben noch einen Song für euch.". Und der hat es denn auch in sich, ist es doch ein fünfminütiger Diss-Song auf Ecko Fresh.

Jetzt freuen wir uns natürlich auf Snoop Dogg, auch wenn wir nur noch zu zweit übrig sind aus der Zehnergruppe, die wir am Anfang waren. Um uns ist jetzt heftige Bewegung, da jeder bei Snoop als Hauptact weit vorn stehen will. Jetzt wird es wirklich übel mit den Schubsereien und den Ellenbogen. Ich werde auch zwei Mal so heftig geschoben, dass ich einfach nicht stehenbleiben kann, sondern mich kurz danach genauso zurückschieben muss. Mit tun jetzt die jungen Mädels leid, die so klein sind, dass Einige nicht so darauf achten, sie nicht zu arg zu quetschen.
Irgendwann ist denn doch mal Ruhe eingekehrt und wenn wir bei Kool Savas noch gescherzt haben, dass wir mit "geht nicht!" antworten müssen, falls er darum bittet, die Hände zu heben, so ist es jetzt Wirklichkeit geworden. Doch unsere Geduld soll noch etwas strapaziert werden. Auf der Bühne tut sich erst Mal wenig, ein Schlagzeug wird aufgebaut, dann in Ruhe das DJ-Pult und so weiter.
Ich sehe sogar den Mann mit der Rückennnummer 16, der Snoops Mike testen darf (ja, das mit seinem Namen quer zur Zylinderform des Mikros).

Dann passiert eine Weile nichts und um mich herum entstehen Gespräche, der Inhalt ist natürlich oberflächlich, aber man muss ja auch kurzfristig aufhören können um Snoop zu zu grölen. Doch der lässt noch auf sich warten. Es gibt hier und da kurze Pfiffkonzerte und Ausbuhen. Wir stehen schließlich schon ein paar Stunden hier und ich  bin sicher nicht der Einzige, der eigentlich lieber mal kurz zu den Dixis will, wenn er dadurch nicht diesen genialen Platz vor der Bühne verlieren würde.

In diesem Emotionsgeladenen Moment schickt der Veranstalter dann einen jungen, unbedarften Künstler auf die Bühne, der aber genau weiß, was ihm blüht. Er präsentiert sich dann auch so, dass er als "Stimmungsbarometer mißbraucht" wird. Ich kann ihm nur zustimmen. Man muss ihm auf jeden Fall Respekt zollen, da er seinen Song sauber zuende gebracht hat und dieser sogar ziemlich gut war. Leider war er nicht Snoop und durfte daher damit leben, dass er mit Pitchern beworfen wurde und die Dinger wirklich ziemlich weit auf die Bühne kamen. An der Stelle DANKE, dass du es versucht hast, die musiklose Zeit war viel schlimmer. Und DANKE auch an die Einlasskontrollen - Glasflaschen wären hier echt übel gewesen.

Ich hatte gedanklich schon damit abgeschlossen, dass Snoop seinen Auftritt platzen lässt und das Festivalgelände dem Erdboden gleich gemacht wird, als er dann doch noch erschienen ist und ein Aufschrei der Freude geht durch die Menge.
Ähnlich wie in der Schleyer-Halle lässt er uns 2-Pac gedenken, fragt uns, wie lange wir schon seine Musik hören um dann ein paar Klassiker zu spielen und haut dann auch ein paar Songs vom neuen Album raus. Zwischendurch darf Corrupt mal einen Song performen und die obligatorischen Frage-Antwort-Spiele finden auch statt "Is anybody here having a good time!? - YEAH!".
Zwischen zwei Songs verrät er uns dann auch, warum er uns hat warten lassen - irgendwer hat sein Gras geraucht und er musste erst neues besorgen. Wink

In der Menge war das Ganze dann doch echt anstrengend. Ich stand denn auch schon seit guten drei Stunden dort, hatte nichts getrunken, dafür getanzt, gesprungen und ständig den Arm oben gehalten. Der Rück schmerzt ob des ständigen gerade stehens und sich recken, die Schultern brennen, weil der Arm dauernd oben ist und wippt und die Luft wird irgendwie knapp. Den Wind empfinde ich jetzt als sehr angenehm, da so frische Luft aufkommt, wo es sonst irgendwie nach Rasen auf dem Kompost riecht.
Irgendwie merke man den Leuten auch an, dass es langsam genug war, denn die Hände waren schnell wieder unten, wenn Snoop uns nicht forderte und ein paar Mal habe ich auch ausgesetzt. Ich muss immer öfter gähnen und auch die Leute um mich stimmen ein.
Snoop Dogg
Natürlich ist Snoop ein Erlebnis und ich nehme meine Kraft genauso zusammen, wie die Anderen und feiere ab. Bei "JUMP!" kann auch mich die Schwerkraft nicht wirklich zurückhalten und ich springe mit den Leuten um mich herum in den bewölkten Nachthimmel, schreie meine Luft aus den Lungen und hoffe, dass ich nicht umgerissen werden von dieser ekstatischen Menge. Ein Blick nach Links sagt mir, dass die kleine Polin, die eben noch neben mir stand jetzt ein paar Meter weiter weg grinst - oder habe ich meinen Platz gewechselt?
Snoop schloss seinen Auftritt mit dem obligatorischen "What's my name?" ab und jeder kannte und schrie ihn: "Snoop Doggy Dogg!".

This article was updated on 13 April 2008